Eine Stadt in der sich so überall geliebt wird und die dennoch mitten in Deutschland liegt, wird sich die Frage stellen, wie sie es mit dem gern als erotisch beschriebenen Sex im Regen hält und ob dieser fördert, was ohnehin geschieht oder doch die gierigen Leiber bei ihrem Weg zueinander bremst, weil sie sich lieber in trockene Räume begeben, statt sich gleich unter freiem Himmel zu lieben, wie es ihrer Lust entstpricht.
Im Sommerregen lassen sich manche nicht stören für den Moment und so können wir auch mit geringer Erfahrung betätigen, es gibt dieses heiße Knutschen im Regen, bei dem schon quasi ganz natürlich alles ineinander fließt, die nassen Kleider aneinanderhängen und zu einer feucht teilweise durchsichtigen Masse werden - ja, das gibt es - von Mitte Mai bis Anfang September - dann wird lieber drinnen geknutscht und der Rest ohnehin. - ⅔ der Zeit also haben wir eher indoor Sex, der Witterung geschuldet und auch im Sommer würde ich wetten, dass 99% der tatsächlich vollzogenen Akte nicht im Regen stattfinden und dies nicht weil es so selten regnete im Sommer, auch das kommt manchmal vor, aber eher selten - sondern weil die meisten sich für Intimes in eben intime Umgebung zurückziehen, wo sie sich trocken und warm einander hingeben. Das heutige Thema ist also so irrelevant im statistischen Sinne, wie für die nur Masse ohne jede Bedeutung und darum vielleicht für die wenigen, die es angeht, so spannend.
Diese Neigung steht noch dazu im umgekehrt proportionalen Verhältnis zur tatsächlichen Verteilung des Regens - in denen Monaten in denen es am meisten regnet, sind die Berliner auch dies betreffend immer noch lieber drinnen zugange, als unter dem viel besungenen Himmel über Berlin, was schade für den Himmel ist aber gut für die Sache an sich, da doch die Intimität besonders genüßlich ist, wenn wir uns frei allem entledigen können, was den Zugriff zueinander verhindert. Den größeren Teil des Jahres ist das Bedürfnis sich auszuziehen in der Berliner Natur doch etwas gehemmt, ohne daraus gleich eine Begründung für hiesige Bekleidungsriten oder die umgekehrte Entkleidung zu suchen.
Wer Sex im Regen in Berlin erleben will, sollte sich am besten eine Geliebte unter oder höchstens knapp über dreißig zulegen, die noch solche ungehemmten Erfahrungen jenseits der nüchternen Abwägung über das Ergebnis sucht. Vermutlich sollten es auch die Herren den Knaben überlassen, deren Standkraft noch völlig verklärt unerfahren quasi ungehemmt ist von zufälligen Umständen, während sich die Herren ab vierzig schon eher überlegen, was noch des Aufstehens lohnte und eine rundum feucht ungemütliche Aktion im Regen bräuchte dazu schon einen besonderen Anlass, was immer das wem der reiferen Generation ist.
Als also befangener Mann über vierzig bemühe ich mich mit der nötigen Distanz zum Thema zu schreiben und ja, Sex im Sommerregen, leicht bekleidet kann sehr schön und geradezu erfrischend sein. Wo wir abwägen, ob mehr als drinnen oder weniger, brauchen wir es nicht mehr, zu versuchen, denn die Umstände dabei sind stets ein wenig absurd und so bedarf es schon guter Gründe zu tun, was nicht gerade naheliegt - oder nein, eigentlich bedarf es keiner Gründe, weil es keine dafür gibt, zumindest keine, die den Namen verdienen, denn außer in sportlicher, manchmal fast artistischer Sicht spielt der Sex im Regen auf der Skala der möglicherweise zu erlangenden Befriedigung keine goße Rolle, fällt eher unter Regionalliga, die sich als Amateur gegenüber dem Sex in Ruhe als Bundesliga profilieren soll.
Nur weil es vielleicht in über 90% der Schlafzimmer über 90% der Zeit eher konventionell langweilig zugeht und mehr um Rollenspiele als den maximalen Genuß geht, wird dadurch der unkonventionelle Ort nicht zum besseren - es bleibt mühsam und unbequem, nur in unserer Erinnerung, die hormonell dominiert gern alles verklärt, scheint der Sex unter widrigen Umständen als besonder reizvoll und ist es damit, denn nicht ist realer im Gefühl als der nur Eindruck, dem wir uns hingeben. Dieses absurde Ende ist auch schon alles, was zum Sex in Regen gesagt werden kann.
Es ist unbequem, der Sache an sich abträglich, nicht die optimale Bedingung, zur größtmöglichen Befriedigung zu gelangen, nur halt manchmal, aus der hormonell domnierten Geilheit geboren, das Beste, was wir uns nur vorstellen, oder erinnern meinen zu können, weil die Hormone hier ganze Arbeit leisten in der Illuison. So funktioniert Sex im Regen in uns wie Reizwäsche, die offenbart und zugleich verhüllt an uns wirkt. Oft eher unbequem, nicht wirklich reizvoller als die natürliche Schönheit und doch manchmal geeignet uns der Illusion hinzugeben, Lust sei etwas reales und könne schlicht durch Knopfdruck ausgelöst werden und mit jedem Tag, mit dem ich mich nun den 44 nähere, merke ich, wie ich den Akt als solchen schätze, aber das Drumherum insbesondere das Gefühl füreinander wichtiger finde als den puren Sex, der eben wie der im Regen immer mühsam bleibt, etwas sportliches mehr noch hat als Zärtlichkeit, wenn wir so übereinander herfallen.
Gelegenheit dazu gäbe auch der kurze Sommer mit seinen noch langen Nächten vielleicht genug und sei es nur der Quickie im Schauer, aber es scheint diese Sache doch eher etwas zum Erfahrung sammeln für jüngere Semester als eine empfehlenswerte Praktik - beruhigend an diesen vielleicht etwas leidenschaftslos wirkenden theoretischen Erörterungen, die nun in der dreieinhalbten Stunde nach Mitternach schleunigst zu beenden sind, ist aber, sie bleiben in der Praxis völlig irrelevant, weil sich diese dadurch auszeichnet, dass sie genau nicht wohl abgewogen vernünftig reagiert, sondern im Gegenteil völlig unvernünfitg und eben triebhaft und wie es mein Großvater einst sagte, sitzt in diesen praktisch entscheidenden Momenten das Hirn für gewöhnlich im Hintern und hilft nur noch schieben, es bleibt ohne jede praktische Bedeutung, wie wir es theoretisch finden, da wir heiß genug nur noch handeln, warum wir dem Berliner Klima dankbar sein können, dass es manchen Unsinn noch verhindert, denn der Vorteil des spontanen Aktes im Regen ist ja, die Hingabe ohne Reflektion, das einfach geile sich nacheinander verzehren. was uns zu Dingen treibt, die wir nüchtern nie täten, oder zumindest bedauerten.
Darum werden wir es vermutlich alle im richtigen Moment unter den eben Umständen wieder im Regen tun, auch wenn es völliger Unsinn ist, das nächste Bett näher stände - aber die Erfahrung zeigt, auch der kürzeste Weg kann genügen, die schönste Stimmung zunichte zu machen, weil wir dann zu denken beginnen, was wir da eigentlich tun und was wir wirklich wollen, was selten zu einem lustvolen Ende führt und darum genieße jeder den Sex im Regen, so oft sich die Gelegenheit ergibt, denn die Wahrscheinlichkeit die Gelegenheit unterwegs zu verlieren, überwiegt doch bei weiten. Alle Erwägungen sind also absurd und überflüssig, da die Praxis ihre Bedingungen unabhängig von aller Vernunft diktiert, und in Anbetracht der Ergebnisse des vernünftigen Sex nach Fahrplan, ist das auch gut so, und also bleibt Sex im Regen nicht nur ⅔ des Jahres eher die theoretisch schlechtere Wahl, er ist auch die natürlich immer erste Wahl, wo wir nicht mehr Denken voller Gefühl oder schlichter Trieb und so macht Sex zwar nicht blöd, auch nicht im Regen, aber der, bei dem wir völlig blöd waren, bleibt uns oft am besten in Erinnerung und vielleicht ist diese Verklärung wider die Realität auch eine vernünftige Einrichtung, da der Natur entsprechend, aber, was weiß ich schon davon und vor allem wie könnte ich meinen, Frauen dächten das gleiche.
jt 26.9.14
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