Dienstag, 7. Oktober 2014

Lenzgedenken

Auf der Bühne der Welt sind wir alle Debütanten.

Auf Erinnerung zu bestehen kann mitunter schon Widerstand sein - zumindest dann, wenn Vergeßlichkeit großgeschrieben oder aber dekretiert wird.

Bei den meisten ruft die Erinnerung nichts anderes hervor als Selbstmitleid.

Der Leser ist ein unbekanntes Wesen, unberechenbar, unkalkulierbar. Man kann ihn nicht gewinnen, indem man ihn - bewußt - mit leicht löslichem Wortzucker bewirtet.

Die Bestätigung eines Künstlers liegt nicht im Erfolg - der Erfolg ist manchmal nur ein Mißverständnis -, sondern ihm Argwohn, im Mißtrauen, das ihm entgegenschlägt.

Die Literatur hat nichts von ihrer Funktion eingebüßt, zur Erkenntnis des Menschen in der Zeit beizutragen. Es kommt ihr weniger darauf an, Fragen des Daseins zu lösen, als Fragen an das Dasein zu stellen.

Does indifference suffice to be innocent?

Ein Schriftsteller ist ein Mensch, der niemanden zwingt, das zu sein, was er ist.

Geschichte darf nicht zu einem Herbarium werden.

Heimat entdeckt man erst in der Fremde.

Jeder ist auf der Suche nach etwas, dem er gleichen möchte.

Niemand ist dem Verurteilten näher als sein Richter.

Reicht Teilnahmslosigkeit aus, um schuldlos zu sein?

Suffit-il de n'avoir pas participé pour être sans tort?

Überzeugungen sind Krankheiten, die durch Begeisterung übertragen werden.

Um vorhandene Schuld zu verringern, müssen wir bereit sein, auch fremde Schuld aus uns zu nehmen.

Vergangenheit hört nicht auf; sie überprüft uns in der Gegenwart.

Vielleicht ist die Hoffnung die letzte Weisheit der Narren.

Wer für sich in Anspruch nimmt, mündig zu sein, ist zur Unruhe verpflichtet.

Wer zu handeln versäumt, ist noch keineswegs frei von Schuld. Niemand erhält seine Reinheit durch Teilnahmslosigkeit.

Wir können den Frieden nicht gewinnen, wenn wir uns nicht des Elends der dritten Welt annehmen.

Ihn für sich sprechen lassen
Genügt um sich zu erinnern
An einen der nun ganz zur
Erinnerung wurde weil er
Nicht mehr ist
Ein guter Mensch
Ein liebevoller Erzähler
Ein Schreiber mit Pfeife
Ist 88 geworden
Zuende erzählt
Hat Siegfried Lenz
Und gegangen ist er
Es bleiben
Die Deutschstunde
Wie Heimatmuseum
Arnes Nachlass und
Fundbüro in der Hand
Alle in blaues Leinen gebunden
Schön sich zu erinnern
Dankbar für einen
Der uns Welten erzählt hat
Es leise tat und zärlich
Wie von Suleiken
Ein dankbares Gedenken
Endet mit einem Lächeln
In dem sich der Rauch
Der Pfeife kräuselt
jt 7.10.14

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