Wir begegnen uns an öffentlichen Orten meist relativ angezogen und können nur erahnen, was sich unter der wie immer modischen oder nur praktischen Hülle verbirgt, auch wenn sich manche immer mehr bemühen das darunter nicht anzudeuten sondern möglichst weit vorzuführen. Von den Unterhosen, die bei beiden Geschlechtern weit über die auf Hüfte getragenen Hosen hinausreichen, bis zu den Einblicken in die weibliche Unterwäsche, die auf freien Schultern oder darunter schön vorgeführt wird.
Es wäre ja auch zu schade, scheint es, wenn diese Pracht nur verdeckt getragen würde, denkt der Beobachter auf den ersten Blick und sieht doch meist wenig, wird aber durch die Andeutung um so mehr gereizt, dem darunter gelegenen Fettgewebe oder sonstigen verdeckt getragenen Körperteilen nahe zu kommen.
Der genaue Beobachter wird schnell feststellen, was sie trägt und vermutlich merkt auch sie auf, soweit seine Unterwäsche sichtbar wird jenseits des typischen Handwerkereinblickes. Nur wollen wir damit Einblick gewähren oder gerade nicht und nur dadurch, dass wir zeigen, wie, was wir nicht zeigen, verhüllt ist, den Reiz des Verhüllten erhöhen, oder ist die Hülle längst zum Reiz an sich geworden.
Freue mich, wenn ich schöne Wäsche sehe, am Anblick dieser an sich. Ob das nun der String ist, der sich hochgezogen abzeichnet und das dennoch verborgene andeutet oder der BH, der dem dennoch verborgenen Busen Form und Kraft gibt, was immer darunter davon übrig ist. Was Frauen am Anblick der eher beutelartigen Boxershorts reizen kann, weiß ich nicht zu beurteilen, aber vermutlich schauen auch sie mehr emotional und weitblickend in bezug auf den darin frei schwingenden Inhalt.
Aber will ich darum gleich die Schamlippen des Objekts der Begierde sehen, möchte ich der, ihren Po streng von ihrer Wäsche teilenden, in den Hintern schauen, oder ist die verhüllte Variante Reiz genug und wäre der direkte, unverhüllte Anblick vielleicht eher zu natürlich, fast medizinisch?
Frage mich also, ob mich der Anblick der weiblichen Scham oder des nackten Busens mehr verzücken würde, als der nur in der Hülle in Form gebrachten Andeutung davon. Wäsche ist nicht mehr nur dezentes darunter in irgendwie hautfarbener Formlosigkeit, sondern Teil der Kleidung, die aber auch wo sichtbar, noch lange nichts verheißt über den gewünschten Zugriff auf das darunter. Diese Unterwäsche bringt zumindest bei Frauen, bei Männern beobachte ich es zugegeben seltener, sehe allerdings auch wenig Exemplare, die damit ihre primären Geschlechtsmerkmale gerade betonen, den primären Gegenstand der Lust ins Zentrum des Blickes und der Aufmerksamkeit.
Wenn ich dies wahrnehme, werde ich in Gedanken auf das Geschlecht und seine Form gelenkt und würde dennoch immer einen Teufel tun, Frau darauf zu reduzieren, auch wenn gerade dies durch die Art der Kleidung im Vordergrund steht. Im Gegenteil, es ist gerade, wenn Interesse besteht, mögllichst dezent zu übersehen und darf erst bemerkt werden, sobald schon einverständlich miteinander auf die sexuelle Ebene gewechselt wird.
Daher stellt sich die Frage, ob die schöne Wäsche, die offen präsentiert wird, eher als Test genutzt wird, wie weit die Selbstbeherrschung des Gegenübers geht und wann er anfängt mit den Hufen zu scharren. Vermutlich gibt es aber auf diese sowenig eine allgemeine Antwort, wie dies auch sonst im Verhätnis von Frau und Mann möglich ist, sondern ist in jedem Fall anders zu bemessen und die eine trägt einen String, weil sie es angenehm findet und schon immer so macht, sich nie etwas dabei denken würde, während die andere, diese Dinger nie anziehen würde, weil unbequem, nur eben kurz davor oder als Mittel zum Zweck sie gerne nutzt und es wird vermutlich auch nicht wenige geben, die dies tragen, ohne darüber weiter nachzudenken, weil es alle tun oder eben Mode ist oder nicht.
Bei manchen Enthüllungen, die sich unter zauberhaftester Wäsche so offenbaren, fragte sich der nüchterne Beobachter vermutlich, ob die Verhüllung nicht reizvoller war, nur zum Glück ist ja keiner der Teilnehmer dabei normalerweise hormonell nüchtern, warum es nicht darauf ankommt. Gefährlich wird es, wenn der emotionale Rausch die eigentliche Nüchternheit im Anblick überdecken soll, aber nicht tut. Dann bewegt sich Mann jedenfalls schnell auf sehr dünnem Eis und sollte sich hüten, leichtfertig Komplimente zu verteilen, die genau die umgekehrte Wirkung haben können.
Natürlich ist ihr Busen der schönste, den wir je sahen, oder wir sagen nichts dazu, wenn wir klug sind. Eine kritisch reflektierte Aussage dazu, die ästhetische Maßstäbe ins Verhältnis zur Persönlichkeit setzt, ist nach aller Erfahrung nicht wirklich empfehlenswert und endet nie gut. Etwa, dein Busen ist sehr schön, etwas kleiner als der von X, aber größer als der von Y, schon straffer als der von A, aber doch noch schlaffer als der der B, wird vermutlich jede Anschauung desselben wie sonst mögliche Lust recht apprupt beenden, auch wenn Frau immer das Gegenteil vorab behauptet, nie angelogen werden möchte, sondern eine ehrliche Antwort dazu wünscht. So wie der Satz, dein Schwanz ist nett, aber der von meinem Ex war viel größer, selten der Anfang einer erfüllenden Beziehung ist.
Auch darum ist schöne Wäsche so etwas wunderbares und wenn wir nicht zur radikalen Nudistenfraktion gehören, hat es wohl seinen Reiz, sie noch anzulassen, bis es nicht mehr anders geht, oder diese rein technisch als störend empfunden würde, der Reiz, der von ihr ausgehen könnte verpuffte. Was wir nicht sehen, bleibt unvergleichlich schön verpackt und jeder Schwärmerei wert.
Dies ist natürlich nur ein schlechtes Schauspiel, eine bloße Makerade, der Karneval der Lust und hat mit der Natur unserer Triebe vielleicht wenig zu tun, nüchtern betrachtet. Aber betrachten wir den geschlechtlichen Akt und die mal ruckartigen, mal mehr fließenden Bewegungen ineinander nüchtern, könnte es uns auch relativ albern erscheinen, was wir da teilweise miteinander veranstalten und in welch abstruser Lage wir uns zu berühren trachten - aber da wir dabei selten nüchtern sind, sondern eben hormonell und emotional, wie weit sich das neurologisch auch noch wirklich trennen lässt, einmal dahingestellt, kann es dahinstehen - wir tun es so, finden das natürlich und in der Tierwelt können wir ja beobachten, auch diese verrenken und besteigen sich in einer Weise, die dem Beobachter komisch erscheinen könnte, für den Teilnehmer aber sehr ernsthaft schöner ist.
Es läge jetzt ein Ausflug zum Thema Porno nahe und warum wir die Beobachtung anderer bei diesen gymnastischen Übungen durch welche Öffnungen auch immer reizend aufreizend finden können und nicht nur komisch, aber das ist gerade nicht das Thema und liefe schnell Gefahr sich in der sozialen Debatte zu verlieren, inwieweit Porno diskriminert und welches Frauenbild sich dort zeigt, was zur Frage des sichtbaren und unsichtbaren unter schöner Wäsche nichts beiträgt.
Was Frauen am männlichen Geschlechtsorgan schön finden, weiß ich nicht, ich finde dies Ding mit dem darunter hängenden Sack einen eher komischen Anblick, aber mich muss es mit meiner heterosexuellen Veranlagung soweit bekannt auch nicht reizen nach meiner Natur. Umgekehrt finde ich nahezu jede Variante weiblicher Geschlechtsorgane schön und diese sind noch vielfältiger, scheint es mir manchmal als es die Trägerinnen so schon sind.
Am seltensten in natura begegnete mir bisher das momentane Schönheitsideal der geschlossenen äußeren Schamlippen, die alles darunter völlig verbergen. Warum dies von Amerika aus zum Ideal wurde, weiß ich nicht, entspricht aber vermutlich dem pädophilen Kult der mit der Nacktrasur parallel geht. Es gibt dazu mittlerweile vielfach Schönheitsoperationen in denen dieses Ideal künstlich nachgebildet wird, was sich vermutlich im Ergebnis ähnlich seltsam anfühlt wie künstliche Brüste, diese Gummibälle einer sexualisierten Zivilisation, die vergessen hat, dass uns die Natur auch selbst nach dem uns entsprechenden goldenen Schnitt konstruiert hat.
Es ist mir aber einige male doch in natura begegnet, aber ich kann nicht sagen, ob darin ein höherer Wert oder Reiz liegen würde. Auf dem nun Glatteis, was zum oben bemerkten passt, wird sich auch der nur Autor vor jeder Festlegung hüten und auf die naheliegende Frage, was denn am besten wäre oder ihn heißer machte, nur antworten können, es kam noch nie darauf an, da heiß mich nur die emotionale Nähe machte und die Form der Schamlippen mich dabei nicht interessierte, sowenig wie die des Busens mit der Ausnahme, dass die wenigen Erfahrungen mit Silikon und sonstigen Veränderungen bei mir eher das Gegenteil bewirkten, mich nur erheiternd amüsierten.
Frage mich, ob Frauen das mit einem künstlich vergößerten Glied genauso ginge, sah mich aber auch noch nie in der Gefahr über die Möglichkeit dazu nachzudenken. Jedenfalls kann schöne Wäsche sowohl natürliche Schönheit betonen, wie Abweichungen vom Ideal egalisieren, was sie doch zu einem gewissen Ideal ausgleichender Gerechtigkeit macht und auch weniger von der Natur begünstigte im Wettkampf um Fortpflanzung oder zumindest Befriedigung stärkt. So gesehen wäre die Wäsche ein Mittel der Egalität und im entscheidenden Moment mögen uns alle Hormone genug blenden, dass es uns nie auf etwas anderes ankäme, wir in unserem Gegenüber naturnotwendig die Schönste sehen und sollte es nicht so sein oder Zweifel aufkommen, sollten wir lieber an uns zweifeln und unserem Gefühl als am anderen und uns fragen, warum wir soweit gingen, wo wir nicht bereit sind, ohne jeden Zweifel zu bewundern und zu genießen.
Giacomo Casanova, ein großer Geist und noch gößerer Liebender, liebte die Frauen, auch wenn manche seiner Abenteuer als phantastisch scheinen, fällt doch auf, er schrieb immer liebevoll, war mit viel Gefühl bei jedem seiner Abenteuer und liebte, wenn möglich immer so, als solle es für die Ewigkeit sein. Von ihm zu lernen, einen konstruktivistischen Blick auf das Wunder der Sexualität zu werfen, ist der Schritt zu nicht enden wollendem Genuß. Es geht nicht darum wer besser ist oder was mehr Erfolg verspricht, sondern wie es am schönsten betrachtet werden kann und bedenken wir dabei noch, dass diese Erinnerungen ein alternder, womöglich impotenter Casanova in Böhmen schrieb, voller Sehnsucht auch nach dem italienischen Licht und der freien Liebe, während er gebrechlich inzwischen auf Dux mehr an der Quälerei der dortigen Dienstboten litt, wird noch deutlicher wie liebend einer die Welt betrachet haben muss, sein Leben lang, wenn er noch unter misslichen Bedingungen voller Liebe zurückschaut.
Es scheint am Ende, dass es weniger auf den wirklichen Reiz und die tatsächliche Form ankommt, als auf unseren Blick darauf, warum jede Schwärmerei legitim ist und nie eine Lüge, da sie ja die Wirklichkeit schafft, in der eben dieser Schwärmer nun gerne lebte. Es kommt nicht darauf an, was wirklich ist, sondern wie wir es sehen und also ist es gut, wenn wir, was wir nur hormonell berauscht voneinander sehen oder asexuell in Schwimmbad oder Sauna, durch seine egalitäre schöne Hülle verdeckt, uns als Ideal erscheint. Wer sich mit liebenden Augen ansieht, kann sich nur schön finden, wer nur befriedigt nüchtern schaut, kann es sich lieber selbst machen, da er immer Makel entdecken wird, will er nicht unmenschlich verkehren. Auch darum scheint mir die emotionale Nähe eine Bedingung des genüßlichen Sex, da nur sie es ermöglicht, einander in jeder Lage, davor und danach noch schön zu finden und alles übrige als rein sportliche Übung entbehrlich, die vor allem immer wieder einen ernüchternden und daher für den Rausch des Glückes unnötigen Blick bringt und dennoch lassen wir uns, auch von schöner Wäsche verführt, immer wieder dazu treiben und wissen dabei, es ist nur ein halber Genuss, der danach schnell endet, warum es besser ist, in meinen Augen, sich nur für wenige Stunden zu verlieben, als ohne großes Gefühl miteinander zu verkehren, um sich den ernüchternden Blick zu ersparen, der selten beglückt.
Wieder landen wir bei der seltsamen Mischkalkulation des Sex, der sich, um schön zu sein, aus emotionalen und hormonellen Gesichtspunkten unseres Triebwesens insbesondere im davor und danach zusammensetzt. Nüchtern betrachtet, wäre es in Berlin vermutlich effektiver sich die ganzen Emotionen beim Sex zu sparen, um diesen als solchen sportlich zu genießen. Kann dies aber ehrlicherweise nicht empfehlen, da der nur Höhepunkt auch bequemer und schneller allein erreicht werden kann, der wirkliche Genuss dabei sich aber nur einstellt, wenn er danach nicht regelmäßig in leicht genervte Ernüchterung kippt.
Nachdem mir dies klar wurde, habe ich einen gehörigen Teil meiner Wahlfreiheit verloren. Sex geht nur noch mit der zumindest stundenweisen Illusion des Gefühls, was den Kreis der möglichen Adressatinnen enorm einschränkt und sogar mein Körper folgt diesem Entschluss sehr entschlossen, verweigert für rein sportlichen Sex ohne emotionale Beteiligung den Dienst, was mich erst erstaunte und sodann sehr harmonisch zufrieden stellte. Wir lernen uns verkleidet kennen, ahnen, bis wir es wagen uns auch blind zu verlieben, nicht, was uns erwartet, wie behaart oder nackt unser Gegenüber ist, aber wenn wir es wagen, uns so blind einzulassen, ist der zu erwartende Genuss ein in jedem Fall größerer als für alle, die dabei zu genau hinschauen. Somit gewinne ich durch dies Eingeständnis der lieblosen Impotenz einen unabhängigen Status des Glücks, der egal was uns real erwartet und wie wir das nüchtern fänden, sein Glück maximal genießen kann und was mehr sollte ich anstreben im Irrgarten von Lust und Gefühl?
jt 8.10.14
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